Mein Kollege Willi

Eine beruhigende.

Das kommt daher, dass Hund und Mensch seit 30000 Jahren eine gemeinsame Beziehungsgeschichte haben. Wenn unsere Vorfahren als Wildbeuter ein Nachtlager aufgeschlagen haben, konnten Sie sich auf die sie begleitenden Hunde verlassen, was das Anzeigen von Gefahren durch andere Tiere oder Menschen betraf. Und da Hunde um ein Vielfaches besser hören und in der Nacht deutlich besser sehen als wir Menschen, wird klar, dass Hunde einen deutlich größeren Radius absichern können. Dieses Muster: Hund (der zu unserer Gruppe gehört) ist ruhig – wir sind sicher  (Stresshormone Cortisol und Adrenalin sind niedrig) ist so tief verankert, wie das Muster: Schlange (Ratte oder Spinne) – Gefahr (Cortisol und Adrenalin werden hochgefahren, um uns auf Kampf oder Flucht vorzubereiten).

Und eine öffnende Wirkung.

Hunde sind für uns „biophile“ Wesen, lebendige Natur zum Anfassen – und das mitten im (Seminar- oder Klärungs-)Alltag. Zuschauen, wie sich Willi während des Dialogs genüsslich auf den Rücken dreht und alle Viere in die Luft streckt, um gemütlich seinen Schlaf fortzusetzen oder ihn in der Pause beim ausgelassenen Toben zu beobachten, kann die Perspektive darauf, was wirklich wichtig ist, minimal aber effektvoll verschieben. Ihm sanft über sein weiches Fell am Rücken zu streicheln schüttet unvermeidlich Oxytozin aus – bei beiden. Und wenn er sich rücklings liegend den Bauch und Hals graulen lässt, bewirkt diese maximale Öffnungs- und Vertrauensgeste seinerseits nicht selten ein gespiegeltes Weichwerden und Öffnen auf Menschenseite.

Hunde bewirken so in Gruppen eine emotionale Unterstützung, sie fördern die soziale Interaktion und entspannen Stresssituationen, steigern Motivation und Aufmerksamkeit und verbessern ganz allgemein das Gruppenklima. 

Willi ist ein reinrassiger Pudel und gilt damit als „die hypoallergene“ Hunderasse überhaupt. Menschen mit Tierhaarallergie (wie meine jüngste Tochter und ich selber) leiden in der Regel an der Reaktion auf Proteine (wie z.B. Fel d 1), die durch die Haare, Schuppen oder Urin übertragen werden können. Pudel haaren sich so gut wie gar nicht (Ihr Fell wächst wie bei einem Schaf kontinuierlich nach und muss dafür regelmäßig geschoren werden, was zu den unglücklichen Pudelbildern der 80er Jahre geführt hat). Zudem sabbern Pudel nicht, wie es die meisten anderen Hunderassen tun. Und Willi ist natürlich stubenrein. 🙂

Wer ganz auf Nummer sicher gehen möchte, der streichelt Willi einfach nicht.

Dann sorge ich dafür, dass ihr/ihm Willi nicht zu nahe kommt.
Wenn die Person es allerdings möchte, dann unterstütze ich sie vor dem Beginn oder in Pausen, diese Angst mit Aspekten der Methode „Wing-wave“ achtsam anzugehen. Willi ist dafür ein bestens geeigneter Partner.
Wie verhält sich Willi im Seminar oder in einer Klärung?
Anfangs liegt er an seinem Platz und beobachtet aufmerksam das Geschehen. Wenn es für die Gruppe später passt, darf er auch zwischen den Pausen sich seinen Platz im Raum suchen und sich entweder Streicheleinheiten von Willigen abholen oder einen gemütlichen Platz in der Sonne (oder Schatten) suchen.
Klar ist, er darf das Geschehen nicht stören oder einzelne gegen ihren Willen ablenken.

Wer das Glück hatte, in den 80íger aufzuwachsen, erinnert sich an kuriose Pudelfrisuren, die ihren skurrilen Besitzer*innen in nichts nachstanden. Da Pudel ein einlagiges, permanent nachwachsendes Fell haben, das sie nicht durch Haaren verlieren, ist der Fantasie des Hundehalters keine Grenze gesetzt und alle paar Wochen kann etwas Neues ausprobiert werden. Da ich Willi selber schere und ihn möglichst natürlich aussehen lassen möchte, sieht er eher wie ein Pudel & Schnauzer Kreuzung aus.
Apropos Kreuzungen. Nicht nur seine schon oben besprochene „hypoallergenen“ Eigenschaft macht Pudel unter Hundekennern zu einer sehr beliebten Hunderasse, die heutzutage mit allen möglichen anderen Rassen kombiniert werden: Labradoodle, Goldendoodle, Cockapoo, Bernedoodle, Aussiedoodle, Schnoodle, Cavapoo… Damit soll auch das sonnige und freundliche Wesen des Pudels weitergegeben werden – und nicht zuletzt seine außergewöhnliche Intelligenz.
Ich will da lieber gleich das Original 😊

Willi ist eigentlich gar kein Zwergpudel. Seine Mutter und Geschwister sind allesamt größer Er ist ein zu klein gebliebener Mittelpudel – oder eben ein etwas zu groß geratener Zwergpudel. Besser gesagt: ein Königszwergpudel – in Anlehnung an die alternative Bezeichnung „Königspudel“ für Standard- oder Großpudel.
Ursprünglich war ich traurig darüber, als sich abzeichnete, dass er nur 36 cm hoch und 6 kg schwer werden wird. Wollte ich doch einen größeren. Aber genaugenommen ist es ein Segen. Nicht nur reist und fliegt Willi mit mir unter den offiziellen Größen- und Gewichtsgrenzen der öffentlichen Transportsysteme, er macht auch allen Hunde ängstlichen noch eine Nummer weniger Furcht durch sein niedliches und zugleich kompaktes Maß. Er ist quasi ein Glücksfall auch in seinem äußeren Format.

So gut wie gar nicht.
Erwachsene Hunde schlafen ca. 14h am Tag, wobei sie die tieferen und leichteren Schlafphasen auf den ganzen Tag verteilen. Zudem lieben es ausgeglichene Hunde, den Tag auch mit ausgiebigen Ruhephasen zu verbringen. Ich achte darauf, dass Willi seine Tage ausgeglichen zwischen seinen Grundbedürfnissen Ruhe, Bewegung und Schnuppern, Beziehung und Begegnung, Anregung und Spiel verbringt (was mir selber übrigens auch sehr gut tut 😊). Willi liebt es, mit mir zu sein. Neue Leute und Orte kennenzulernen. Es ist ein Segen, wenn er, um all die vielen Impulse gut verarbeiten zu können, genug Phasen des Nichtstuns erlebt.
Er ist diesen Modus von Klein-auf gewöhnt, mit der sogenannten Ruheübung.

Willi bekommt 100 gr. Trockenfutter am Tag. Und da er einen sensiblen Magen hat, ist die Wahl des Futters auf ein ganz spezielles gefallen: Futter mit Protein aus Insekten. Genauer: schwarze Soldatenfliege. Das ist nicht nur besonders gut verträglich und in seiner Aminosäurenzusammensetzung hochwertig, sondern auch noch in der Produktion besonders Tierschutz- und klimafreundlich.

Na ja.
Manchmal wirkt es so, als ob er genau spürt, wer Unterstützung bräuchte und dann kommt er und fordert mit gehobener Pfote auf Ihn doch zum eigenen Wohl zu streicheln. Oder er setzt sich wie ein Wachhund vor die Person und schaut möglichst grimmig, um klar zu machen, hier musst du mit deinen Vorwürfen erstmal an mir vorbei.
Und dann gibt es Tage, da verschläft er die emotionalsten Momente und gähnt danach so unpassend, dass es schon fast peinlich ist.

Klar.
Sein Urlaub sind meine Homeofficetage.

Wenn ich am Rechner sitze und (via Zoom oder einfach nur Backoffice-Sachen) arbeite, dann schläft er ausgiebig neben mir und saust/steht dann umso mehr durch seine „Melodie“, wenn wir in seinem gewohnten Gebiet spazieren gehen/stehen.
Das sind, so scheint es mir, neben ausführlichen Touren durch die Berge, seine liebsten Tage, wo sich sein System wieder ausgleicht.

Ist ein wichtiges Grundbedürfnis von Hunden und kommt nicht wirklich zu kurz, dafür sorgt Willi durch klare Aufforderungen auch. Aber natürlich nicht während der Arbeitszeit im Seminar oder in der Klärung – umso lieber in den Pausen und abends.
Siehe auch „Ist es für Willi nicht sehr langweilig…?“

Es wirkt jedes Mal so, als ob dieser arme Hund so gut wie nie gestreichelt wird und endlich in Ihnen/dir jemanden gefunden hat, der sich seiner armen Seele verständig annimmt. Willi hat auf der Streicheleinheiten-Skala nach oben keine wirkliche Grenze.

Willi ist seit seinem vierten Lebensmonat mit mir in Gruppen aktiv und wurde von mir (wie auch schon seine Vorgängerin Frida) unter der Anleitung von unterschiedlichen Hundeschulen (Wunjo-Projekt, Hundeschule Amperland, Hundeschule Rosa Huber, Thomas Moser…) ausgebildet. Als Therapie- und Begleithund trainieren und bearbeiten wir durchgehend folgend Themen: Gehorsam und Grundkommandos, Sozialisation, Stressresistenz, Einfühlungsvermögen und Sensibilität, Gesundheit und Hygiene.